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Freitag, 14. Juli 2006
Wann wird’s endlich wieder Herbst?!
toni_permaneder, 01:09h
Es ist noch gar nicht lange her – vielleicht drei Wochen – da habe ich einen Essay über den Sommer in der Stadt geplant. Es sollte ein Loblied werden. Ich wollte zeigen, dass der Sommer in der Stadt dem Sommer am Meer, See oder in welcher Sommerfrische auch immer weit überlegen ist. Was brauche ich einen See zum Baden, wenn ich in der Abenddämmerung auf dem Rheindeich Fahrrad fahren kann? Abwechselnd die Kühle genießen, die zwischen den Bäumen aus einer Senke aufsteigt und dann wieder die Wärme, die aus dem Asphalt entweicht. Ohne Licht fahren, die Stille genießen, hin und wieder Gesprächsfetzen von Leuten auffangen, die ebenfalls ohne Licht fahren. Wozu das Meer vor der Tür, wenn man an den Rheinterrassen auf der Mauer sitzen kann, die Beine baumeln lassen und Bier trinken? Friede und Heiterkeit bestimmen die Stimmung; man ist freundlich, lacht einander an, auch, wenn’s um die Vorfahrt geht: Was sollen wir uns ärgern, die Sonne scheint so schön. Die Frauen schwitzen unterm Busen, die Männer senden Pheromone aus: Eine Mischung von Trägheit und Erotik liegt in der Luft. … usw. usf. Soweit also die ursprüngliche Idee.
Vielleicht habe ich zu lange gewartet. Letzte Woche war es, glaube ich, als ich zum ersten Mal dachte: „Ach, so ein See ist doch auch ganz schön…“ Und ich beneidete meine Freundin Pauline, die am Plöner See (Holsteinische Seenplatte) lebt und jetzt jeden Abend in den See springt.
Als ich noch dachte, dass der Sommer in der Stadt dem Sommer am See überlegen sei, habe ich versucht, Pauline in die Stadt einzuladen. Das hat sie kategorisch abgelehnt. Dort oben gehen sie anders mit dem Sommer um. Sie leben ihn so, als ob’s der letzte wäre. Wer jemals den Winter in Schleswig-Holstein erlebt hat, kann das verstehen. Die Winter im Norden sind so hart und so kalt, dass man nicht mehr an einen Sommer glaubt. Im Winter kommt Pauline gerne mal nach Düsseldorf. Da kann man schon im Februar hoffen (hin und wieder jedenfalls), dass man ohne Fellmütze und Handschuhe auf die Straße kann. Einmal konnten wir Ende Februar sogar in einem Straßencafé sitzen. Aber den Sommer will Pauline in Plön verbringen. Ich weiß ja, wie schön es dort jetzt ist. Und, wie gesagt: Inzwischen beneide ich sie um den See und um die Nähe zum Meer. Heute war ich sogar schon soweit, dass ich dachte: „Mir reicht’s jetzt mit der Hitze.“
Es war in einem Kaufhaus, wo ich nach einem Anzug (für berufliche Anlässe) suchte. Ich ging mit einem Blazer zum Spiegel, um zu sehen, ob mir die Farbe steht. Und ich sah mein hochrotes, schweißnasses Gesicht. Ich bin zwar mit dem Fahrrad zum Kaufhaus gefahren, aber durchaus in gemütlichem Tempo. Es war die Sonne, die Hitze, ich vertrag’s einfach nicht mehr. Seit Tagen schon schlafe ich schlecht, seit Tagen fühle ich mich schlapp. Die Blüten an meinem Rosenbusch öffnen sich gar nicht mehr ganz; die Blätter sind eingerollt, schützen sich gegen die Hitze.
Wir haben nicht einmal Mitte Juli, und schon jammere ich. Vergessen der lange Winter, vergessen die Vorfreude auf’s Fahrradfahren, auf dem Balkon sitzen, durch die Stadt schlendern.
Gestern bekam ich von „Hess Natur“ die Herbst-Kollektion angekündigt; ich habe sie mir angesehen und mir die Kühle und den Duft und die Farben des Herbstes ins Gedächtnis gerufen. Es war irgendwie schön…
Ich beginne zu verstehen, weshalb in Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ der Sommer die düsterste Passage ist. Die Zeit des Reifens ist ja nicht nur etwas Schönes. In der Hitze reifen auch Entzündungen und Krankheiten und genauso Aggressionen. Ein böser Keim – egal welcher – findet in der Hitze optimale Bedingungen für sein explosionsartiges Wachstum.
Vielleicht sind die Menschen hier doch nicht für solche Temperaturen gemacht, jedenfalls nicht auf Dauer. Man kann auch nicht mehr so gut arbeiten und denken, wenn sich das Gehirn langsam in Maggi verwandelt. Es ist wohl etwas anderes, wenn man den Urlaub in wärmeren Klimazonen verbringt. Es treibt einen keiner. Und wenn man Interesse an „Land und Leuten“ hat, sieht man sich an, wie die Einheimischen mit der Hitze umgehen. In Südeuropa zum Beispiel, wo häufig noch eine mehrstündige Mittagsruhe üblich ist. Oder in Südostasien, wo man sich einfach langsamer bewegt.
Vielleicht bin ich ja einfach nur urlaubsreif? Oder ich brauche die Erholung von 25 Grad Höchsttemperatur und einem leichten Frösteln in den frühen Morgenstunden? Etwas in mir hat die Nase voll vom Sommer in der Stadt; etwas in mir will diesen Sommer auf keinen Fall jetzt schon gegen den Herbst eintauschen. Und etwas in mir freut sich auf eine Fahrradtour nach Lörick zum Open Air Kino. Denn da läuft morgen Abend „Sommer vorm Balkon“. Und so was gibt’s nur im Sommer in der Stadt, oder?
Vielleicht habe ich zu lange gewartet. Letzte Woche war es, glaube ich, als ich zum ersten Mal dachte: „Ach, so ein See ist doch auch ganz schön…“ Und ich beneidete meine Freundin Pauline, die am Plöner See (Holsteinische Seenplatte) lebt und jetzt jeden Abend in den See springt.
Als ich noch dachte, dass der Sommer in der Stadt dem Sommer am See überlegen sei, habe ich versucht, Pauline in die Stadt einzuladen. Das hat sie kategorisch abgelehnt. Dort oben gehen sie anders mit dem Sommer um. Sie leben ihn so, als ob’s der letzte wäre. Wer jemals den Winter in Schleswig-Holstein erlebt hat, kann das verstehen. Die Winter im Norden sind so hart und so kalt, dass man nicht mehr an einen Sommer glaubt. Im Winter kommt Pauline gerne mal nach Düsseldorf. Da kann man schon im Februar hoffen (hin und wieder jedenfalls), dass man ohne Fellmütze und Handschuhe auf die Straße kann. Einmal konnten wir Ende Februar sogar in einem Straßencafé sitzen. Aber den Sommer will Pauline in Plön verbringen. Ich weiß ja, wie schön es dort jetzt ist. Und, wie gesagt: Inzwischen beneide ich sie um den See und um die Nähe zum Meer. Heute war ich sogar schon soweit, dass ich dachte: „Mir reicht’s jetzt mit der Hitze.“
Es war in einem Kaufhaus, wo ich nach einem Anzug (für berufliche Anlässe) suchte. Ich ging mit einem Blazer zum Spiegel, um zu sehen, ob mir die Farbe steht. Und ich sah mein hochrotes, schweißnasses Gesicht. Ich bin zwar mit dem Fahrrad zum Kaufhaus gefahren, aber durchaus in gemütlichem Tempo. Es war die Sonne, die Hitze, ich vertrag’s einfach nicht mehr. Seit Tagen schon schlafe ich schlecht, seit Tagen fühle ich mich schlapp. Die Blüten an meinem Rosenbusch öffnen sich gar nicht mehr ganz; die Blätter sind eingerollt, schützen sich gegen die Hitze.
Wir haben nicht einmal Mitte Juli, und schon jammere ich. Vergessen der lange Winter, vergessen die Vorfreude auf’s Fahrradfahren, auf dem Balkon sitzen, durch die Stadt schlendern.
Gestern bekam ich von „Hess Natur“ die Herbst-Kollektion angekündigt; ich habe sie mir angesehen und mir die Kühle und den Duft und die Farben des Herbstes ins Gedächtnis gerufen. Es war irgendwie schön…
Ich beginne zu verstehen, weshalb in Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ der Sommer die düsterste Passage ist. Die Zeit des Reifens ist ja nicht nur etwas Schönes. In der Hitze reifen auch Entzündungen und Krankheiten und genauso Aggressionen. Ein böser Keim – egal welcher – findet in der Hitze optimale Bedingungen für sein explosionsartiges Wachstum.
Vielleicht sind die Menschen hier doch nicht für solche Temperaturen gemacht, jedenfalls nicht auf Dauer. Man kann auch nicht mehr so gut arbeiten und denken, wenn sich das Gehirn langsam in Maggi verwandelt. Es ist wohl etwas anderes, wenn man den Urlaub in wärmeren Klimazonen verbringt. Es treibt einen keiner. Und wenn man Interesse an „Land und Leuten“ hat, sieht man sich an, wie die Einheimischen mit der Hitze umgehen. In Südeuropa zum Beispiel, wo häufig noch eine mehrstündige Mittagsruhe üblich ist. Oder in Südostasien, wo man sich einfach langsamer bewegt.
Vielleicht bin ich ja einfach nur urlaubsreif? Oder ich brauche die Erholung von 25 Grad Höchsttemperatur und einem leichten Frösteln in den frühen Morgenstunden? Etwas in mir hat die Nase voll vom Sommer in der Stadt; etwas in mir will diesen Sommer auf keinen Fall jetzt schon gegen den Herbst eintauschen. Und etwas in mir freut sich auf eine Fahrradtour nach Lörick zum Open Air Kino. Denn da läuft morgen Abend „Sommer vorm Balkon“. Und so was gibt’s nur im Sommer in der Stadt, oder?
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Donnerstag, 6. Juli 2006
In diesem Sinne: Düsseldorfer Geschichten
toni_permaneder, 14:33h
Erster Tag meines ersten eigenen Blogs.
Düsseldorfer Geschichten meint wahre und fast wahre Geschichten aus dem großen Dorf am Rhein.
Erlebnisse, Kommentare, Glossen, aber auch Erzählungen können hier vorkommen. Nicht alles muss explizit vom Leben und Sterben in Düsseldorf handeln. Gerade die fiktionalen Texte sind auch an anderen Orten oder im Niemandsland angesiedelt.
Was es nicht geben wird, sind öffentlich ausgetragene Schlammschlachten, persönliche Beleidigungen u.ä., was man in manchen Blogs durchaus findet.
Mein Hintergrund: Ich bin "zugezogene" Düsseldorferin, seit 16 Jahren Journalistin, außerdem ewiger Lehrling im literarischen Schreiben.
Düsseldorfer Geschichten meint wahre und fast wahre Geschichten aus dem großen Dorf am Rhein.
Erlebnisse, Kommentare, Glossen, aber auch Erzählungen können hier vorkommen. Nicht alles muss explizit vom Leben und Sterben in Düsseldorf handeln. Gerade die fiktionalen Texte sind auch an anderen Orten oder im Niemandsland angesiedelt.
Was es nicht geben wird, sind öffentlich ausgetragene Schlammschlachten, persönliche Beleidigungen u.ä., was man in manchen Blogs durchaus findet.
Mein Hintergrund: Ich bin "zugezogene" Düsseldorferin, seit 16 Jahren Journalistin, außerdem ewiger Lehrling im literarischen Schreiben.
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